100 Jahre Walter Gropius Bauhausdrücker


Als die erste Bauhausausstellung am 15. August 1923 in Weimar eröffnet wurde, hatten die Bauhäusler und insbesondere Walter Gropius als Gründer und Direktor des Staatlichen Bauhauses eine äußerst intensive Schaffensphase hinter sich gebracht. Erstmalig und unter Druck der thüringischen Landesregierung wurde der Öffentlichkeit eine Leistungsschau präsentiert, in der alle Werkstätten, Schüler und Meister des Bauhauses ihren Ansatz des „Neuen Wohnens“ präsentierten. Herzstück der Ausstellung war das eigens für diesen Zweck errichtete „Haus am Horn“. Der Experimentalbau vereinte die revolutionären Ideen im Design, Zusammenleben und Architektur. Walter Gropius setzte als Bauherr den quadratischen Bau um und zeigte seinerseits der Öffentlichkeit erstmalig einen Türdrücker, der auch 100 Jahre nach seiner Gestaltung als Designklassiker weltweit viele Freunde und Liebhaber gewonnen hat. TECNOLUMEN ist der einzige, weltweit autorisierte Hersteller, der den original Gropiusdrücker unter der Marke TECNOLINE seit 1988 nach höchsten Maßstäben an Qualität und Originalität herstellt.

Seit seinem Anfang im Jahre 1919 stand das Bauhaus in der Kritik. Vor allem von seinen politischen Gegnern aus dem konservativ-nationalistischen Lager wurde das Bauhaus zunehmend unter Druck gesetzt. Es war neu, revolutionär und auf die finanzielle Unterstützung von außen angewiesen. Einen dringend benötigten Kredit knüpfte das thüringische Landesparlament 1922 an eine Art Leistungsschau, welche die bisherige Arbeit des Bauhauses präsentieren sollte. Gropius rief daraufhin den Ausnahmezustand an der Schule aus. Er konzentrierte alle Kräfte auf diese Schau, bildete eine Ausstellungskommission und in den Werkstätten musste länger gearbeitet werden.

Ein vollständig eingerichtetes Musterhaus sollte das Programm des Bauhauses in Zusammenarbeit aller Werkstätten repräsentieren. Mit Hilfe des Unternehmers Adolf Sommerfeld gelang es, nach nur viermonatiger Bauzeit das Haus am Horn fertigzustellen. Es war das erste realisierte Beispiel neuen Wohnens in Deutschland und zählt seit 1996 zum UNESCO-Welterbe. Seiner Zeit weit voraus entstand ein Einfamilienhaus, dessen Umsetzung und Einrichtung prägend für die nachfolgende Zeit war und vielen heutzutage selbstverständlich vorkommt.

Am 15. August 1923 eröffnete Walter Gropius die Bauhausausstellung mit dem programmatischen Vortrag „Kunst und Technik, eine neue Einheit“. Obwohl die Reaktion der Öffentlichkeit sehr unterschiedlich ausfiel und die Ausstellung kein finanzieller Erfolg war, war das internationale Medienecho voll des Lobes.

Gropius Ziel war es, die besten Leistungen aller Mitwirkenden zu einem „einheitlichen Ganzen“ zu verbinden. Bei der Inneneinrichtung kamen vor allem Studierende zum Zuge. Aber auch der Direktor selbst brachte sich mit ein. Ihm war bewusst geworden, dass die auf dem Markt befindlichen Türbeschläge, dieser neuen Architektur nicht die Tür öffnen konnten.

Schon 1922 arbeitete Gropius an einem modernen Türdrücker, der sich aus Zylinder und Vierkantstab den zwei einfachen geometrischen Formen bediente. Dieser Entwurf war allerdings ästhetisch noch weit von dem entfernt, was er 1923 im Haus am Horn vorstellte. Hierfür überarbeitete er den Drückerentwurf und es entstand die heute bekannte Version. Sämtliche Türen im Haus am Horn waren mit diesem Drücker und quadratischen Drückerrosetten versehen. Dem Design der Drücker entsprechend entwickelte Gropius auch die Fensteroliven, die T-förmig auf einen Vierkantstab saßen.

In rückblickender Betrachtung waren die Weißbronze-Türdrücker mit ihren minimalistischen quadratischen Rosetten der damals gängigen Architektur weit voraus. Hergestellt wurden die Beschläge seinerzeit von der renommierten Berliner Bronzegießerei S.A. Loevy, mit der Gropius bei seiner Tätigkeit für Peter Behrens schon zusammenarbeitete.

Die aus dem Bauhausgebäude stammenden Türdrücker verbinden die Grundformen Quadrat und Kreis. Ihre glatten, leicht zu reinigenden Oberflächen genügten den Ansprüchen an moderne Wohnhygiene.

Nachdem das Bauhaus 1925 nach Dessau übersiedelte, verwendete Gropius für das Schulgebäude und die Siedlung der Bauhausmeister den sogenannten „Dessauer Bauhausdrücker“. Hierbei handelte es sich um einen größeren Gropiusdrücker, was der Größe der Türen mehr entsprach. Wesentlicher war aber die Veränderung des Türschildes. Während Gropius in Weimar quadratische Rosetten und Langschilder verwendete, setzte er im Bauhausgebäude, der Meistersiedlung und im Haus Fieger ein abgerundetes Kurzschild ein.

Rund 400 Drückergarnituren aus vernickelter Weißbronze und weitere 100 aus Eisenguß, mussten hierfür angefertigt werden. Die Bauhausbauten fanden national wie international große Beachtung und so entwickelte sich der „Bauhausdrücker“ innerhalb kurzer Zeit zum beliebtesten Türdrücker des Neuen Bauens.

Mit Beginn des 2. Weltkriegs mussten die verwendeten Materialien für die Rüstungsproduktion herhalten und es wurden nur noch wenige Gropiusdrücker produziert. Nach dem Krieg wurden die Drücker nur vereinzelt hergestellt und Anfang der 1950er Jahre verschwanden sie ganz aus dem Sortiment der Beschlägehersteller. Erst in den 80er Jahren stieg das Interesse der Öffentlichkeit an den Bauhausentwürfen wieder. Erstmalig produzierte das Bremer Unternehmen TECNOLUMEN ab dem Jahre 1983 den Gropiusdrücker als Designobjekt. Von den originalen Drückern und Fensteroliven in den Bauhausgebäuden sind leider im Laufe der Zeit der Großteil verschwunden. Wenige Paare waren noch in den Meisterhäusern in Dessau erhalten geblieben. Anhand der erhaltenen Exemplare wurden Anfang der 90er Jahre alle Beschlagsgarnituren von TECNOLUMEN rekonstruiert und die fehlenden Beschläge nachgegossen. Seitdem sind sie ein wichtiger Teil des historischen Erscheinungsbildes.

Auch heute noch stellt TECNOLUMEN den Walter Gropius ® Bauhausdrücker nach Originalentwürfen her.

Nach einem althergebrachten Verfahren, gegossen in Kokille und geschmiedet, in mühevoller Handarbeit nachbearbeitet, geschliffen und poliert sowie letztendlich in einem galvanischen Bad veredelt, werden die Drücker, Fensteroliven und Türschilder in Deutschland produziert. Ein „Baukastensystem“ bietet viele Möglichkeiten, den Gropiusdrücker nach individuellen Wünschen und dem Einsatz entsprechend zu kombinieren und damit den gehobenen Stil eines ansprechenden Wohnraumambientes zu erfüllen.

Mehr Informationen unter: TECNOLINE Serien