Gropius-Türdrücker Serie 130

Die Sonderedition bei TECNOLINE

1922 entwarf Walter Gropius einen Türdrücker, der in seiner schlichten Form so zeitlos ist, dass er auch noch einhundert Jahre später in der modernen Architektur seinen Platz hat. Zwischenzeitlich tatsächlich fast vergessen, wurde er in den 1980er-Jahren wiederentdeckt und TECNOLINE 1983 von den Erben Walter Gropius’ als Produzent schließlich autorisiert. Dem Bremer Unternehmen nämlich ging es um mehr als nur eine perfekte Gestaltung, man wollte nicht weniger als eine kompromisslose, vollkommene Fertigung. Vom Griff bis zur kleinsten Schraube. Entstanden ist etwas Einzigartiges: die Serie 130.

Eckig oder rund, rau oder glatt, zierlich oder die Handfläche füllend – beim Eintreten in einen Raum beeinflussen Türdrücker, wenn auch unbewusst, unsere Wahrnehmung. Bei der Herstellung des Gropius‘ Türdrückers strebte TECNOLINE daher nicht die bloße Reproduktion der Form an. Statt das Äußere des Türdrückers einfach nachzubauen, wurde ein Formenbauer gefunden, der von einem historischen Original- stück ein Bleimodell abnahm. Aus dieser Urform lässt das Bremer Unternehmen seither traditionelle Sandgussformen erstellen, die immer nur ein einziges Mal verwendet werden. Kein Türdrücker gleicht damit dem anderen. Hineingegossen in diese Form wird hochwertiges Messing MS63, eine Kupfer-Zink-Legierung. Anschließend werden die Rohteile gesägt, trowalisiert, brüniert und in weiteren dutzenden Einzelschritten manuell bearbeitet und veredelt. „Um perfekte Qualität erreichen zu können, verlassen wir uns nicht einfach auf Maschinen, sondern auf unser Gefühl.

Handarbeit ist das Geheimnis des Einzigartigen und Unübertroffenen“, so Charlotta Schnepel, Geschäftsführerin bei TECNOLINE. Diese aufwendige Handarbeit sieht man den Beschlägen an: Die entstehende Patina erhält erzählende Spuren und eine besondere Haptik – und macht vor allem jeden Türdrücker zu einem unwiederholbaren Unikat. Roh und schwer. Langlebig und vollendet. Das Besondere dieses von Walter Gropius entworfenen Türdrückers war zunächst der am Vierkantstab rechtwinklig ansetzende konische Griffhals. Verbaut wurde diese erste Variante zunächst im Jenaer Stadttheater, im Haus Otte in Berlin sowie im Fagus-Werk in Alfeld, kurze Zeit später überarbeitete Walter Gropius den Entwurf noch einmal.

Produziert wurden die Beschläge von der Berliner Bronzegießerei S.A. Loevy, die sich 1923 die Herstellungsrechte sicherte. Ohne Erfolg, wie sich bald herausstellen sollte. Denn obwohl die preußische Künstlerische Sachverständigenkammer dem Türdrücker einen ästhetischen Wert zusprach, kam das Gericht zu dem Schluss, dass „der puritanische Verzicht auf jede schmückende Zutat zu den Grundformen, die strenge Sachlichkeit von Zylinder und Vierkant, der notwendigen Individualität im gegebenen Fall entbehre“ und dem Türdrücker „keine eigentümlich künstlerische Schöpfung innewohne“. Diese Sachlichkeit in der Beurteilung der preußischen Sachverständigen lässt sich heute freilich nur noch schwer nachvollziehen. „Wenn wir bei Kundenterminen sind, haben wir immer Original-Türgriffe von Gropius aus den 1920er- oder 1930er-Jahren dabei, denen man die vielen Jahre und erlebten Geschichten ansieht“, erzählt Charlotta Schnepel und schmunzelt. „Und dann wollen sie genau diesen Vintage-Look.“ Möglich wird diese Qualität durch eine unübertroffene Versessenheit auf Perfektion.

Schritt für Schritt wird jedes einzelne Stück gearbeitet. Produziert wird seit über dreißig Jahren „made in Germany“, in einem Familienbetrieb im Sauerland. Ob für privaten Alt- oder Neubau, das Design- Hotel in Wien, den Hessischen Hof in Frankfurt oder die Bremer Glocke – Walter Gropius Türdrücker findet sich heute in den unterschied- lichsten Umgebungen. 2013 ehrte TECNOLINE den zeitlosen Klassiker mit einer Sonderedition. Anlass war der 130. Geburtstag des Architekten und Industrie- designers Walter Gropius. Neben Türdrückern namhafter Gestalter wie Ferdinand Kramer und Wilhelm Wagenfeld werden vier Modelle der Serie 130 aus Messing bis heute mit verschieden bearbeiteten Oberflächen im traditionellen Guss- verfahren hergestellt. Man sie einfach nicht aus der Hand legen.